05. Oktober 2020
So schnell kann es gehen: Vor etwa einem Monat wurde nach der Vorstellung der „Wohnungsbedarfsprognose der Gemeinde Uelsen“ im Gemeinderat noch intensiv darüber diskutiert, wie man künftig mit den Themen der Neuausweisung von Bauplätzen im Ort umgehen könnte (die GN berichteten).
Von Sascha Vennemann
Uelsen Nach Ansicht von Experten ergebe es für Uelsen Sinn, neues Bauland nur in kleineren, einzelnen Bauabschnitten und nicht in ganzen großen Neubaugebieten auf den Markt zu bringen.
Einen Monat später schafft die Gemeinde Uelsen nun Fakten, die eine andere Sprache sprechen: Auf einer etwa 3,4 Hektar großen Fläche zwischen der Gemeindestraße Kampschott und der Geteloer Straße (K 2) soll ein neues Wohngebiet mit dem Namen „Westlich Kampschott“ und mit bis zu 40 Bauplätzen entstehen. Sie sollen nach aktuellen Plänen in zwei Vergabeabschnitten in die Vermarktung gehen. Der Verwaltungssauschuss der Gemeinde hatte den Aufstellungsbeschluss für die Überplanung der Fläche als Wohngebiet im vergangenen Monat gefasst.
In der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Donnerstag wurde nun über zwei alternative Erschließungsvorentwürfe der Straßenführung im geplanten Baugebiet und die generellen Vorgaben bei der weiteren Umsetzung diskutiert. Die CDU-Fraktion favorisiere den zweiten Entwurf mit einem einzelnen Weg in der Mitte der Siedlung, von dem aus Stichstraßen nach links und rechts führen, wie Fraktionsvorsitzender Dieter Kamphuis berichtet. „Das ist aber eher eine Geschmacks-entscheidung“, sagt er.
SPD und UWG sprechen sich für die andere Variante mit einem Rundweg aus, da es vor allem bei der Müllentsorgung in kleineren Stichstraßen für die Entsorgungs-fahrzeuge zu Problemen kommen könnte, wie Jörg Reurik von der SPD-Fraktion erläutert. Friederike Klever von den Unabhängigen Wählern sieht bei der Variante eins auch die Möglichkeit, mittig in der Siedlung einen Spielplatz und kleinen Siedlungstreffpunkt zu errichten.
Kontrovers diskutiert wird die Idee, dass das Gebiet mit Kraftfahrzeugen nur über eine einzelne Ein- und Ausfahrt zur Geteloer Straße verfügt. Während die CDU-Fraktion den Vorschlag begrüßt, damit der Verkehr möglichst aus dem Ort heraus und über die Umgehungsstraße abgeleitet werden kann, sähen SPD und UWG gerne die Möglichkeit einer zweiten Zufahrt über die Straße „Kampschott“, um für eine Entlastung des Verkehrs in der Siedlung zu sorgen.
Dass es überhaupt eine zweite Zuwegung über „Kampschott“ geben soll, steht auch bei den Plänen außer Frage: Sie sehen allerdings vor, dass dort nur Fußgänger und Radfahrer die direkte Verbindung in den Ort nutzen können. Wo genau an der Straße sie liegen soll, kann später noch festgelegt werden. In der zu planenden Breite dieses Wegs steckt dann schließlich auch der Kompromiss, der alle Fraktionen zufriedenstellt: Er soll so geplant werden, dass er theoretisch später auch als Zufahrt für Kraftfahrzeuge angelegt werden kann.
Konsens herrscht hingegen über alle Fraktionen hinweg bei den Ideen, das Anlegen privater Zisternen zur Entlastung des Abwassernetzes und Nutzung des Regenwassers über Förderprogramme attraktiv zu machen sowie über das mögliche Verlegen von Starkstromleitungen, damit Schnellladestationen für die Elektromobilität installiert werden können. Auch das Anlegen von Kiesbeeten soll nicht erlaubt werden. Zudem sollen eine Spielplatzfläche sowie die Möglichkeit für das Errichten von Mehrfamilienhäusern an den Siedlungsrändern in den Plan mit aufgenommen werden.
Die SPD-Fraktion bringt außerdem noch die Stichworte „regenerative Energien“ in Form der Förderung von Photovoltaik-Anlagen und den sozialen Wohnungsbau mit auf die Liste der Empfehlungen der Berücksichtigung bei der weiteren Planung. „Bei 40 Bauplätzen muss das einfach möglich sein“, insistiert Jörg Reurik. Die UWG möchte zudem die genaue Planung der Radwegführung mit berücksichtigt sehen.
Nach rund 45-minütiger Beratung lautet der Empfehlungsbeschluss einstimmig, die Variante mit der Rundwegführung weiter zu verfolgen und die genannten Anregungen mit in die Planung aufzunehmen. Samtgemeindebürgermeister Hajo Bosch ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Ich bin froh, dass alle Fraktionen die Notwendigkeit für ein neues Baugebiet sehen und sie nicht generell infrage gestellt wird“, sagt er zum Abschluss der Diskussion. „Wir können mit den Vorschlägen zur Gestaltung eine innovative und nachhaltige Siedlung schaffen.“ Dies sei bei einer Nachverdichtung weiter im Ortskern so nicht möglich. Der Empfehlungsbeschluss wird nun dem Verwaltungsausschuss vorgelegt, der über das weitere Vorgehen berät.